In einem Moment, als ich wegen einer vermeintlichen Kleinigkeit am liebsten heulen würde, denkt sich ein Teil von mir: „Stell dich doch nicht so an, Steffi. So schlimm ist das jetzt auch wieder nicht.“
Ich will einen Termin zur Osteopathie vereinbaren, weiß aber nicht genau, was dann auf mich zukommt. Es gibt die Möglichkeit, auf der Internetseite ein Formular auszufüllen, bei dem ich sowohl meine Telefonnummer als auch meine Mail-Adresse angeben muss – ich weiß also nicht, ob ich dann eine Mail als Antwort bekomme oder einen spontanen Anruf, und auch nicht, in welchem Zeitraum ich damit rechnen kann. Daraus folgt, ich würde die ganze Zeit unter Spannung stehen bis mich entweder der Anruf oder die Mail erreicht hat. Alternativ zum online Formular gibt es eine Telefonnummer, unter der man telefonisch einen Termin vereinbaren kann. Dabei weiß man aber im Voraus nicht, ob man direkt telefonieren muss oder nur den Anrufbeantworter erreicht. Wenn ich auf letzterem eine Nachricht hinterlassen würde – die ich mir im Voraus zurechtlegen müsste – müsste ich anschließend auf einen Rückruf warten. Mein Telefon würde also irgendwann spontan klingeln und ich würde solange unter Stress stehen bis dieser Fall eingetreten und das Telefonat erledigt ist.
Es gibt aber mittlerweile auch den anderen Teil in mir, der weiß, dass der Struggle real ist, und dass ich nicht die einzige Person auf diesem Planeten bin, die eine Situation wie diese so erlebt.
Den Stress und die Anspannung in mir zu beobachten und da sein zu lassen, anstatt mich dagegen zu wehren oder mich dafür zu verurteilen, ist der erste Schritt in Richtung Entspannung. Im zweiten Schritt versuche ich aber trotzdem, die Stressfaktoren, wenn möglich, zu minimieren – weil der Körper dieses Stresslevel auf Dauer nicht durchhält.
In diesem Fall entscheide ich mich für die Option mit dem online Formular und füge der Nachricht folgendes hinzu: „Ich bin Autistin und telefonisch nicht erreichbar. Aber wenn ich die Nummer kenne oder eine Nachricht auf der Mailbox habe, versuche ich zeitnah zurückzurufen. Deutlich entspannter für mich wäre eine Antwort per Mail.“
So kann ich zumindest halbwegs entspannt auf eine Rückmeldung warten. Solche kleinen Schritte umzusetzen, um für mich selbst einzustehen, hätte ich mich vor der offiziellen Diagnose niemals getraut.
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