Autistisch zu sein ist ein ständiges Paradox. Ich fühle mich einsam und hätte gerne mehr soziale Kontakte, gleichzeitig brauche ich Rückzug, weil mir alles zu viel ist. Ich will dazugehören und ein Teil der Gesellschaft sein, aber will mich nicht den neurotypischen Verhaltensweisen anpassen, weil es nicht authentisch für mich ist und endlos viel Energie kostet. Ich will akzeptiert werden, so wie ich bin, aber ich will nicht als „komisch“ oder anders auffallen. Einerseits will ich mich zeigen und zur Aufklärung beitragen, andererseits will ich einfach nur meine Ruhe von der Welt. Ich will zu einer inklusiven Gesellschaft beitragen, die Brücken baut und Diversität (in egal welcher Form) schätzt, gleichzeitig fühle ich mich aber am wohlsten, wenn ich von Gleichgesinnten umgeben bin, und würde mich am liebsten nur noch innerhalb dieser Blase bewegen, um Energie zu sparen. Im einen Moment feiere ich mein Leben, weil ich in meinen Spezialinteressen aufgehe, im anderen Moment hänge in depressiver Stimmung fest, weil ich keinen Bock mehr auf diese permanent überfordernde Welt habe. Ich will entweder alles auf einmal, weil ich so viel Lebensmotivation habe, wenn ich das machen kann, wofür ich brenne, oder ich will gar nichts, weil ich wieder im Meltdown, Shutdown und Burnout gelandet bin, wenn alles zu viel war. Ich will das Paradox und die Komplexität des Lebens akzeptieren, aber eigentlich liegt in meiner Natur ein Schwarz-Weiß-Denken, das eine eindeutige Lösung verlangt.
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